Die Wetterereignisse der letzten Jahre haben vielen Erfurter:innen vor Augen geführt, dass Städte besonders von der Veränderung des Klimas betroffen sind. Der Klimawandel, den der Deutsche Wetterdienst unter anderem mit den ungewöhnlich hohen Durchschnittstemperaturen der letzten elf Jahre und starken Temperaturunterschieden, mit orkanartigen Stürmen und stärkerem Niederschlag zusammenbringt (DWD 2021, Link), ist in Erfurt deutlich zu spüren: an den zahlreichen Hitzesommern (z. B. 2015, 2018, 2021), an Starkregen, Hagel und Überschwemmungen (z. B. 2013 beim Bahnhof Bischleben) sowie Stürmen (z. B. im Februar 2021).
Über die persönlichen Beobachtungen hinaus ist der Klimawandel in Erfurt auch messbar (ThEGA 2018, Link). So verdeutlichen die Aufzeichnungen der Wetterstation am Flughafen, dass die Trockenperioden länger werden (S. 8f.). Als eine der ohnehin regenärmsten Städte Deutschlands wird Erfurt daher in der Zukunft voraussichtlich häufiger Dürreperioden und Wasserknappheit erleben. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen, die den Großteil (ca. 61 %) der Stadtfläche ausmachen, werden unter diesen Umständen Ernteausfälle wahrscheinlich. Insgesamt alarmierend ist ein Blick auf die Jahresmittelwerte der Thüringer Lufttemperatur: Gegenüber vorindustriellen Zeiten lag hier zwischen 1988 und 2017 "ein nachweisbares Plus von 1,4 Kelvin" (S. 4) vor.
Städtebauliche Maßnahmen können diesen Veränderungen ein Stück weit entgegenwirken. Beispielsweise könnten weitere Bäume auf dem Anger gepflanzt werden, um etwas kühlen Schatten zu spenden. Außerdem könnten die Kaltluftbahnen erhalten werden, die frische Luft in die Wohnviertel und heiße Luft aus ihnen heraus befördern. Macht man sich bewusst, dass ein weiterer Temperaturanstieg abrupte und drastische Reaktionen des Klimasystems verursacht, die mit dem Überschreiten von kritischen Schwellen (Kipp-Punkte) einhergehen, wird allerdings deutlich, dass die Stadt nicht bei solchen Maßnahmen zur Klimaanpassung stehen bleiben darf. Denn weiter so viel CO₂ auszustoßen wie bisher, hätte schwerwiegende globale Veränderungen zur Folge.
Städte verursachen etwa 73 % der Treibhausgasemissionen (Dokument zum Abruf). Entsprechend hoch sind ihre Möglichkeiten, auf den Klimawandel Einfluss zu nehmen. Dabei ist der Fußabdruck einzelner Einwohner:innen zwar keineswegs unbedeutend, doch im Vergleich zu den städtischen Einsparmöglichkeiten gering. Die Stadt Erfurt verfügt über weitreichende Handlungsmöglichkeiten in den Bereichen Verkehr und Mobilität, Gebäude, Flächennutzung, Landwirtschaft sowie Energie. Deshalb fordern wir die Stadt auf, von diesen Handlungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen und eine aktive Klimapolitik zu betreiben.